um
1300
v. Chr.
|
Erste
Spuren der Bronzeverarbeitung. Durch die Westalpen verstärken sich
die kulturellen Kontakte zwischen Südfrankreich, Westspanien und
der Po-Ebene.
|
um 400
v. Chr.
|
Eindringen
der Gallier nach Oberitalien. Im Mündungsgebiet von Dora Riparia
in den Po stoßen sie auf den ligurisch-keltischen Volksstamm der
Tauriner, nach Plinius dem Jüngeren die Ureinwohner dieses
Landstrichs.
|
um 230
v. Chr.
|
Erstes
Vorstoßen der Römer auf piemontesisches Gebiet, dessen
Bevölkerung sie aufgrund ihres keltischen Einflusses für
Gallier halten.
|
218 v.
Chr.
|
Im
Zweiten Punischen Krieg überquert der karthager Feldherr Hannibal
mit seinen Truppen und Elefanten die Alpen über den
Mont-Cenis-Pass und fällt in das Gebiet der Tauriner ein. Nach
einem gescheiterten Bündnisversuch kommt es zur Schlacht, die
Karthager nehmen die "befestigte Stadt" Taurasia ein und richten ein
Massaker an, von dem sich die Bevölkerung nicht mehr erholen wird.
|
um 150
v.Chr.
|
Nachdem
Hannibal zurückgeschlagen ist, erobern und befestigen die
Römer nach und nach die oberitalienischen Gebiete und dringen auch
nach Piemont vor.
|
101 v.
Chr.
|
Der
römische Feldherr Caius Marius schlägt in der Nähe von
Vercellae (Vercelli) die Kimber vernichtend und gründet zum
militärischen Schutz des Aosta-Tals Eporedia, das heutige Ivra.
|
49 v.
Chr.
|
Während
des Bürgerkrieges zwischen Caesar und Pompeus erhält Taurasia
durch den Ausbau des römischen Straßennetzes und der
Alpenpässe erneut strategische Bedeutung. Julius Caesar hält
sich mehrmals hier auf. Die Bewohner der zis- und transalpinen
Provinzen erhalten das römische Bürgerrecht.
|
um 42
v. Chr.
|
Nach
der Ermordung Caesars wird das transpadanische Gebiet als "Regio XI" in
den römischen Staatsverband eingegliedert und von Oktavian
kontrolliert. Das Triumvirat verleiht der Stadt den Namen Julia
Augusta Taurinorum. Beginn des römischen Imperiums
|
28
v.Chr.
|
Im
Mündungsgebiet der Dora Riparia in den Po wird das römische
Legionsstandlager Augusta Taurinorum (das heutige Turin) zur Sicherung
des Riparia-Tals (Susa-Tal) gegründet. In den nachfolgenden Jahren
entstehen in der Region weitere römische Kolonien, wie Augusta
Praetoria Salassorum (das heutige Aosta) und Augusta Bagiennorum
(Benevagienna).
|
um 40
n. Chr.
|
Das
Stadtgebiet erstreckt sich auf einer Grundfläche von 760 mal 670 Meter und
ist mit einer 2 875
m langen Mauer umgeben, die in
regelmäßigen Abständen durch Befestigungstürme
unterbrochen ist. An den Enden der beiden sich in der Stadtmitte
kreuzenden Hauptstraßen (Decumanus und Cardo) werden vier durch
Türme flankierte Stadttore errichtet.
|
68
n.Chr.
|
Infolge
politischer Rivalitäten auf höherer Ebene brechen unter den
in Turin stationierten Legionären blutige Streitigkeiten aus und
verursachen eine verheerende Feuersbrunst, die große Teile des
Legionsstandlagers zerstört. Erst nach den friedensstiftenden
Regierungsjahren der Kaiser Vespasianus und Titus kehren für die
Stadt wieder friedlichere Zeiten ein.
|
249
|
Während
in Rom die ersten Christenverfolgungen stattfinden, genießt in
Turin der Mytrakult starke Popularität.
|
312
|
Nach
der Schlacht gegen Valerius Maxentius bei Ripulae (Rivoli) zieht Kaiser
Konstantin als Sieger in die Stadt ein. Das Christentum wird
legalisiert.
|
um 400
|
Der
Kirchenführer Sankt Maximus ist Bischof von Turin und wirkt
für die Verbreitung des Christentums. Der Einfluss des Kaisers ist
inzwischen so geschwächt, dass der Bischof als eigentlicher
Herrscher über die Stadt angesehen werden muss. In Turin tagt die
Bischofssynode der Kirchenprovinzen Gallien und Mailand.
|
476
|
Nach
dem Einfall der Barbaren, dem Ende des römischen Imperiums und der
Errichtung der Herrschaft Theoderichs wird Turin von den Langobarden
erobert und Sitz eines weitläufigen Herzogtums.
|
um 570
|
Über
Turin herrscht der thüringische Herzog Agilulfius.
|
774
|
Nachdem
Karl der Große an der Chiusa di San Michele den langobardischen
König Desiderius besiegt hat, öffnet sich ihm der Weg nach
und seine Herrschaft über Italien. Turin wird karolingische
Markgrafschaft.
|
887
|
Nach
der Absetzung Karls des Dicken zerfällt die karolingische
Herrschaft und Turin fällt an den unabhängigen Staat des
Berengarius I., Marquis von Ivrea.
|
940
|
Graf
Arduin begründet in Turin eine neue Herrscherdynastie, die
für fast eineinhalb Jahrhunderte von Turin aus die Geschicke der
Region lenken wird. Der Stadt werden "Stadtrechte" zuerkannt, und es
beginnen die langjährigen Auseinandersetzungen mit den
Expansionsbestrebungen der Savoyer, die im Burgunderreich ihre
Machtstellung ausbauen.
|
1032
|
Graf
Umberto Biancamano von Savoyen, Graf von Moriana, weitet seinen
Machtbereich auf das Aosta-Tal aus, das er von Konrad II. als
kaiserliches Lehen erhält. Mit dessen Edikt Constitutio
De Feudis werden 1037 Lehnstitel erblich.
|
1046
|
Adelaide
von Susa, Tochter des letzten Markgrafen von Turin aus dem Hause
Arduins und Frau des Sohns von Umberto Biancamano, Oddone von Savoyen,
weitet ihre Herrschaft über Piemont aus.
|
1097
|
Aufgrund
der Heirat Oddones mit Adelaide erheben die Savoyer mit Umberto II. nun
Erbansprüche auf die piemontesischen Gebiete und besetzen die
Stadt. Umberto II. nimmt den Titel Marquis von Turin an.
|
1136
|
Turin
erhält unter Lothar III. weitreichende Freiheitsrechte und wird
unter Reichsschutz gestellt. Nach langen Jahren der Bischofsherrschaft
wird die Stadt nun von einem kaiserlichen Beamten verwaltet.
|
1149
|
Um dem
Machtanspruch der Savoyer zu begegnen, werden städtische Konsule
ernannt. Zehn Jahre später fällt die Macht über die
Stadt wieder an den Bischof.
|
um 1200
|
Im
nordwestlichen Monferrato-Gebiet wird die Abteikirche Santa Maria di
Vezzolano errichtet, zwischen Rivoli und Avigliana die Abtei
Sant'Antonio di Ranverso.
|
1233
|
Nach
dem Tod Thomas I. werden die savoyischen Gebiete unter dessen
Söhnen Amadeus IV., der die französischen Landesteile
erhält und den Titel Graf von Savoyen weiterführt, und Thomas
II. aufgeteilt, welcher die italienischen Gebiete erhält und den
Titel Herr über Piemont annimmt.
|
1248
|
Thomas
II. von Savoyen erhält Turin durch den Stauferkaiser Friedrich II.
offiziell als Lehen, nachdem der Kaiser jedoch von Papst Innozenz IV.
exkommuniziert und abgesetzt worden ist und vor Parma eine schwere
militärische Niederlage erlitten hat.
|
1250
|
Nach
dem Tod Friedrichs II. zerfällt die kaiserliche Macht sehr schnell
und Amadeus IV. muss seinen Anspruch auf Turin mit Waffengewalt gegen
die Städte Asti, Chieri und Moncalieri durchsetzen. Nachdem er
Turin militärisch hat besetzen lassen, werden seine Ansprüche
zwar durch Papst Innozenz IV. bestätigt, es kommt 1255 jedoch
erneut zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit der von Asti
geführten Städtekoalition, bei der Amadeus IV. in der
Schlacht bei Montebruno unterliegt. In der Stadt wird eine von den
Siegern kontrollierte kommunale Verwaltung eingesetzt.
|
1270
|
Nach
dem Auftreten Karls von Anjou erkennt die Stadt dessen Oberhoheit an
und Wilhelm VII., Markgraf von Monferrato, übernimmt 1276
stellvertretend die Kontrolle über die Turiner Gebiete. Zehn Jahre
später entscheidet sich die jahrhundert lange Auseinandersetzung
zwischen den Savoyern auf der einen und der bischöflichen und
kommunalen Stadtherrschaft auf der anderen Seite zu Gunsten ersterer.
Thomas III., Fürst von Piemont, kann seinen Machtanspruch
durchsetzen und respektiert die städtischen Freiheitsrechte nur
zum Teil.
|
1285
|
Graf
Amadeus V. von Savoyen, genannt der Große, teilt seine Gebiete in
drei Teile auf: Für sich selbst behält er die Grafschaft
Savoyen, das Waadtland erhält mit Ludwig I. die Nebenlinie der
Barone des Waadt, fällt aber 1359 an die Hauptlinie der Savoyer
zurück, und die piemontesischen Gebiete überträgt er an
seinen Neffen Philipp I., der damit Fürst von Piemont wird und die
Nebenlinie der sogenannten Fürsten von Savoyen-Acaja
begründet. Die Acaja beherrschen ihr Gebiet von Pinerolo aus.
Turin spielt mit seinen bescheidenen Dimensionen eine Nebenrolle.
|
1317/1320
|
Die
Acaja lassen die Befestigungsanlagen des Osttores (Porta Praetoria) zum
Kastell (heute Palazzo Madama) ausbauen. Turin erhält damit eine
Befestigung, die nicht nur zur Verteidigung der Stadt, sondern auch zur
Kontrolle seiner Bevölkerung dient.
|
1348
|
Auch
Turin wird von der schwarzen Pest heimgesucht. Die Bevölkerung
verringert sich auf 5000 bis 3500 Einwohner.
|
1360
|
Amadeus
VI., genannt der grüne Graf, besetzt Turin, und beschränkt
die Freiheiten seiner Bürger auf die der städtischen
Statuten. Ziel seiner Politik ist der Aufbau eines soliden
"piemontesischen Staats", welche in der Dedikation von Biella einen
seiner höchsten Ausdrücke findet.
|
1404
|
Gründung
der Turiner Universität. Durch päpstliche Bulle Papst
Benedikts XIII. wird Graf Ludwig von Savojen-Acaja ermächtigt, in
Turin ein "Studiorum generalis" zu stiften.
|
1416
|
Amadeus
VIII., genannt der Friedfertige, wird von Kaiser Sigmund der Titel
Herzog von Savoyen zugesprochen. Mit dem Aussterben der Dynastie der
Acaja (1418) fallen die piemontesischen Gebiete wieder an die
Hauptlinie der Savoyer zurück und der Herzogstitel wird in "Herzog
von Piemont" umgewandelt. Turin zählt wieder ca. 5000 Einwohner.
|
1427
|
Amadeus
VIII. gewährt seine Tochter Maria dem Herzog von Mailand Philipp
Maria Visconti zur Frau und erhält dafür Vercelli.
|
1491
|
Der
Turiner Bischof Kardinal Domenico della Rovere stiftet den Neubau der
Turiner Kathedrale. Der Florentiner Architekt Meo di Caprino realisiert
den Renaissancebau bis 1498.
|
1506
|
Dem
holländischen Humanisten Erasmus von Rotterdam wird an der
Universität Turin die Doktorwürde in Theologie verliehen.
|
1530
|
Herzog
Karl II. von Savoyen erhält von Kaiser Karl V. das Marquisat Ceva.
|
1536
|
Turin
und ein Großteil des Herzogtums Savoyen werden von den Franzosen
eingenommen und bleiben 25 Jahre lang unter deren Herrschaft. Die
Einwohnerzahl Turins ist inzwischen auf 20.000 angewachsen.
|
1559
|
Nach
dem Sieg von St. Quentin gegen Frankreich erhält Emanuel
Philibert, genannt der Eisenkopf, im Frieden von
Cateau-Cambrésis seine von den Franzosen besetzten Länder
zurück und heiratet Margherita von Valois-Angouleme, die Tochter
Franz I. von Frankreich.
|
1562
|
Der
Abzug der Franzosen vollzieht sich jedoch sehr langsam. Erst im
Dezember 1562 kann Emanuel Philibert Turin in Besitz nehmen. Im
folgenden Jahr folgt ihm der gesamte savoyische Hofstaat nach, denn der
Herzog hat beschlossen, seine Hauptstadt von Chambéry nach Turin
zu verlegen, obwohl die Stadt zunächst über keine angemessene
Residenz verfügt und er mit dem Bischofspalast als Wohnung vorlieb
nehmen muss. Als erste Maßnahme zum Ausbau und Modernisierung
seiner neuen Hauptstadt veranlasst Emanuel Philibert 1564 den Bau der
damals ihresgleichen suchenden fünfzackigen Zittadelle, die nach
Entwürfen des Festungsbaumeisters Francesco Paciotto in einer
Rekordbauzeit von nur zwei Jahren realisiert wird.
|
1578
|
Die
1453 auf geheimnisumwitterte Weise in den Besitz der Savoyer gelangte
"Santa Sindone", also das Grab- bzw. Leichentuch Christi, wird von
Chambéry nach Turin verbracht. Aus diesem Anlass pilgert der
Heilige Karl Borromeo, damals Bischof von Mailand, extra zu Fuß
nach Turin, um die Reliquie zu verehren.
|
1580
|
Tod
Emanuel Philiberts, nachdem er 1575 auch Asti in sein Herzogtum
eingliedern konnte. Nachfolger wird Karl Emanuel I.
|
1585
|
Der
junge Herzog beruft den orvietiner Baumeister Asciano Vitozzi nach
Turin, der Piazza Castello und den Bischofspalast in eine herzogliche
Residenz umgestaltet, sowie die planerischen Voraussetzungen für
die Stadterweiterungen des 17. Jahrhunderts schafft. Mit allen seinen
Hofkanzleien und Ministerien, und seiner bis 1590 auf 35.000
angewachsenen Bevölkerungszahl ist Turin immer noch in das
römische Quadrilat eingeengt.
|
1620
|
Nach
weiterem Gebietszuwachs im Jahre 1601 (Marquisat Saluzzo) erstreckt
sich das Herzogtum Karl Emanuels I. nun vom Genfer See bis zum
Mittelmeer (Nizza). Mit der "contrada nuova" (via Roma) erhält die
Stadt eine neue Achse in Richtung Süden. Entwurf und
Ausführung dieser ersten Turiner Stadterweiterung gehen auf Carlo
di Castellamonte und seinem Sohn Amadeo zurück, die sich im
Auftrag der königlichen Madame Maria Cristina von Frankreich auch
dem Neubau des Valentino-Schlosses widmen.
|
1631
|
Als
Folge des Erbstreits über das Monferrato muss Herzog Viktor
Amadeus I. im Vertrag von Cherasco Pinerolo an die Franzosen abtreten.
|
1640
|
Zwischen
der Frankreich orientierten Regentin Maria Cristina von Frankreich,
Witwe Viktor Emanuels I., und ihren spanienfreundlichen Schwägern
Kardinal Maurizius und Fürst Thomas von Savoyen bricht ein
gewalttätiger Konflikt aus, in dessen Verlauf die Franzosen die
Stadt belagern, Thomas besiegen und die Stadt in die Hände Maria
Cristinas zurückgeben. Hofbaumeister Graf Carlo di Castellamonte
leitet Arbeiten an den Piazza San Carlo flankierenden Gebäuden.
|
1646-58
|
Maria
Cristina veranlasst Neubau und Erweiterung des Herzogspalastes
(später königliches Stadtschloss), das bis 1865 die Residenz
der Savoyer sein wird.
|
1655
|
Auch
die Regierung ihres Sohnes Karl Emanuel II. steht unter
französischem Einfluss. Am Karsamstag des Jahres richten die
Regimenter des Herzogs in den Tälern um Pinerolo ein Blutbad unter
den dort siedelnden Waldensern an.
|
1666-94
|
Der
Theatinerpater, Mathematiker und Architekt Guarino Guarini (1624-83)
errichtet die Kirche San Lorenzo, die Wallfahrtskirche Unserer Lieben
Frauen zum Trost (La
Consolata), Palazzo Carignano und vieles mehr.
|
1673
|
Beginn
der zweiten Stadterweiterung in Richtung Po. Das Projekt wird von Karl
Emanuel II. iniziert und von der königlichen Regentin Maria
Johanna Baptista von Savoyen-Nemours weitergeführt. Der Entwurf,
vor allem die Arkadengänge der heutigen Via Po, gehen auf Amadeo
di Castellamonte zurück.
|
1691
|
In
Folge des Beitritts des savoyischen Herzogtums zur
antifranzösischen Liga, die die Expansionspolitik Ludwigs XIV.
einzudämmen versucht, fallen die Truppen des französischen
Feldmarschalls Nicolas Catinat in Piemont ein und brandschatzen
Ortschaften und Schlösser in der Umgebung Turins.
|
1706
|
Während
des spanischen Erbfolgekrieges belagern die Franzosen Monate lang
Turin. Erst durch die Vereinigung ihrer Kräfte und die gemeinsamen
Anstrengungen piemontesischer und kaiserlicher Truppen gelingt es
schließlich Viktor Amadeus II. und seinem Vetter Prinz Eugen von
Savoyen, seineszeichens oberster General des Kaisers in Wien und Retter
des Abendlandes vor den Türken, die Franzosen zur Aufgabe und zum
Abzug zu zwingen. Bekannt geworden ist die Heldentat des Minenpioniers
Pietro Micca, der im letzten Moment das Eindringen eines
französischen Stoßtrupps in die unterirdischen Gänge
der Zitadelle durch Entzünden einer feucht gewordenen Sprengladung
verhindert und dabei sein Leben opfert. Am Vorabend der Schlacht gelobt
der Herzog, als er vom Superga-Hügel das Schlachtgeschehen
begutachtet, bei einem Sieg an der höchsten Stelle des Hügels
eine Basilika errichten zu wollen.
|
1713
|
Im
Frieden von Utrecht erhält Viktor Emanuel II. das Monferrat,
Alessandria, Valenza, die Lomellina, und die Täler um Fenestrelle
und Oulx, sowie das Königreich Sizilien, was ihm den
Königstitel einbringt.
|
1714
|
Der
Sizilianer Filippo Juvarra (1676-1736) wird als Hofbaumeister nach
Turin berufen und prägt nachhaltig das urbane Erscheinungsbild der
Stadt. Auf ihn gehen die Entwürfe zum Wiederaufbau des von Catinat
gebrandschatzten Lustschlosses Veneria Reale und des eingestürzten
Gewölbes der Kirche San Filippo Neri zurück, er entwirft die
Fassaden der Kirche Santa Cristina an der Piazza San Carlo und des
Palazzo Madama mit seiner monumentalen Doppeltreppe, er gliedert die
Gebäudekomplexe der Quartieri Militari in Corso Valdocco und die
sich am Ende der via Milano zum Porta-Palazzo-Markt hin öffnenden
Gebäudegruppe, hat wesentlichen Anteil an der Neugestaltung der
"Contrada di Dora Grossa", (der heutigen via Garibaldi) und erbaut das
Jagdschoss Stupinigi und die von Viktor Amadeus gelobte Basilika
Superga.
|
1718
|
Viktor
Amadeus II. tauscht Sizilien gegen Sardinien ein und trägt nunmehr
den Titel König von Sardinien-Piemont.
|
1730
|
Um
eine nicht standesgemäße Ehe mit Anna Canalis von Cumiana
eingehen zu können, dankt König Viktor Amadeus II. ab und
zieht sich nach Chambéry zurück. Nachfolger wird sein Sohn
Carl Emanuel III., der Polissena Christina von Hessen-Rheinfels
heiratet. Baubeginn des Nordflügels des Königspalastes.
|
1733
|
Während
des polnischen Erbfolgekrieges verbündet sich Karl Emanuel III.
mit Frankreich, das ihm im Gegenzug die Lombardei verspricht. Nach der
militärischen Einnahme von Mailand, Serravalle, Novara, Arona und
Tortona, muss er allerdings am 3 Oktober 1735 das Mailänder und
andere Gebiete an Österreich zurückgeben. Im Vertrag von Wien
werden Novara und Tortona endgültig den Savoyern zugesprochen.
|
1740
|
Eröffnung
des neuen königlichen Opernhauses "Teatro Regio", erbaut von
Benedetto Alfieri.
|
1746-48
|
Nachdem
französisch-spanische Truppen erneut Teile Piemonts besetzt und
Cuneo belagert haben, zwingt Karl Emanuel I. die Franzosen zur
Kapitulation, sowie zur Rückgabe Astis und zur Befreiung
Alesssandrias.
|
1752
|
Baubeginn
des Teatro Carignano nach einem Entwurf von Benedetto Alfieri.
|
1758
|
Giuseppe
Lagrange gründet mit einigen Schülern die Wissenschaftliche
Gesellschaft und erhält dafür große Anerkennung im In-
und Ausland.
|
1786
|
Bei
einem Feuer wir die komplette Inneneinrichtung des Teatro Carignano
zerstört. Wiederaufbau durch Giovan Battista Ferroggio.
|
1789
|
Nach
dem Sturm auf die Bastille und dem Ausbruch der Revolution in Paris
fliehen die Schwiegersöhne des französischen Königs nach
Turin. Der Sardische König iniziert die antirevolutionäre
italienische Liga.
|
1796
|
Während
seines ersten Italienfeldzuges schlägt Napoleon Viktor Amadeus
III. vernichtend. Beim Waffenstillstand von Cherasco verliert der
König von Sardinien-Piemont die Provinzen Savoyen und Nizza. Nach
seinem Tod, einige Monate später in Moncalieri, hinterlässt
er seinem Sohn Karl Emanuel IV. lediglich den Titel "Fürst von
Piemont". Nach der Schlacht bei Rivoli entsteht im darauf folgenden
Jahr unter napoleonischem Einfluss die Zisalpine Republik.
|
1798
|
Die
Truppen der Französischen Revolutionäre besetzen Piemont:
Während Karl Emanuel IV. nach Parma flüchtet, nimmt General
Joubert die Stadt in Besitz und erklärt sie zur Hauptstadt des
Dipartement Eridian, das von einem provisorischen Regierungskommissar
(Graf Ange-Marie Eymar) verwaltet wird. Damit ist die Annexion Piemonts
vollzogen. Die Kunstschätze der Stadt werden geplündert und
nach Paris verbracht.
|
1800
|
Nachdem
im Vorjahr die Stadt von den österreichisch-ungarischen Truppen
Suvorovs erobert wurde, wird sie im Juni erneut von den Franzosen
unterworfen. Napoleon verordnet das Schleifen der Zittadelle, der
Stadtmauern und des Stadtturms. Ein Dekret bestimmt im folgenden Jahr
den Abbruch des nördlichen und südlichen Seitenflügels
des Palazzo Madama.
|
1804
|
Piemont
wird Provinz des napoleonischen Reiches. Der Stadtpalast des
Königs und das Jagdschloss Stupinigi werden zu napoleonischen
Residenzen. Aus Anlass seiner Durchreise nach Mailand im drauffolgenden
Jahr, wo Napoleon Bonaparte zum Kaiser gekrönt werden soll, wird
dem französischen Herrscher zu Ehren ein von Ferdinando Bonsignore
entworfener Triumphbogen errichtet.
|
1808
|
Universitätsreform
nach französischem Vorbild, bei der die Turiner Gelehrtenschule
der Pariser Akademie untergeordnet wird. Auf kaiserlichen Erlass wird
ein Bebauungsplan für die Stadt in Auftrag gegeben. 1810
Grundsteinlegung der ersten steinernden Brücke über den Po.
|
1814-15
|
Viktor
Emanuel I. kehrt aus dem Exil nach Turin zurück. Auf dem Wiener
Kongress werden dem sardischen König alle seine ehemaligen
Länderein und der gesamte Besitzstand zurückerstattet,
außerdem erhält er die Gebiete der aufgelösten Republik
Genua.
|
1818
|
Baubeginn
des dem römischen Pantheon nachempfundenen Gotteshauses Grand
Madre di Dio nach Plänen Ferdinando Bonsignores.
|
1821
|
Durch
Konstitutionalisten verursachte Unruhen in Alessandria und Turin.
Viktor Emanuel I. dankt zu Gunsten seines Bruders Karl Felix ab, aber
in dessen Abwesenheit gewährt der amtierende Regent Karl Albert
ein konstitutionelles Statut. Inzwischen organisiert Karl Felix von
Modena aus mit seinem vom Lubianer Kongress zurückgekehrten
Schwiegervater die Repression, besiegt die Aufständischen unter
Führung von Santorre di Santarosa bei Novara, kehrt in die Stadt
zurück und hebt das Statut wieder auf. Auf dem Kongress von Verona
fordert Karl Felix im darauf folgenden Jahr vergeblich für Karl
Albert die Enthebung von der Thronfolge.
|
1824
|
Nach
dem Tod Viktor Emanuels I. wird Karl Albert die Rückkehr nach
Turin gewährt und trifft mit Karl Felix zusammen. Der König
erwirbt von Bernardino Dovretti die antike ägyptische Sammlung,
die er der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Turin
anvertraut und die somit zum eigentlichen Kernbestand des
Ägyptischen Museums wird.
|
1831
|
Nachfoldger
des verstorbenen Königs Karl Felix wird Karl Albert von
Savoyen-Carignano. Im Marseiller Exil gründet Giuseppe Mazzini die
partiotische Bewegung "Giovane Italia", von welcher die Einigung
Italiens unter republikanischen Vorzeichen betrieben wird. In den
nachfolgenden Jahrzehnten wird Turin mehrfach von Epidemien (Pocken,
Typhus, Wechselfieber, etc.) heimgesucht. Auf den ehemaligen
Wallanlagen zwischen der Porta Eridiana (Po-Tor) und der Po-Brücke
wird im klassizistischen Stil der größte Platz Turins
(Piazza Vittorio Veneto) angelegt.
|
1837
|
Mit
der Gründung der Gasanstalt (Compagnia d'illuminazione a gaz) wird
zum ersten Mal in Italien Stadtgas durch Destillation von Steinkohle
gewonnen.
|
1847
|
König
Karl Albert gewährt die Revision des bürgerlichen
Gesetzbuches und erweitert damit die Versammlungs- und Pressefreiheit.
In Turin wird von Camillo Benso Graf von Cavour die Zeitung "Il
risorgimento" gegründet.
|
1848-49
|
Turin
zähl zwischenzeitlich 125 Tausend Einwohner, von denen bei der
männlichen Bevölkerung fast ein Drittel und bei der
weiblichen fast die Hälte Analphabeten sind, und die zum Teil
unter unwürdigen Bedingungen leben müssen. Am 4. März
erlässt Karl Albert das "Albertinische Statut", mit dem zwar
konstitutionell-parlamentarische Elemente eingeführt werden, den
"subversiven" demokratischen Bestrebungen aber Einhalt geboten werden
soll. Am 23. März erklärt er Österreich-Ungarn den Krieg
und überquert mit seinen Truppen den Tessin (d.h. die Grenze zur
seinerzeit von den Habsburgern beherrschten Lombardei). Im Jahr darauf
erleiden die Piemontesen bei Novara eine verheerende Niederlage, Karl
Albert dankt ab und überlässt seinem Sohn Viktor Emanuel II.
die Regierung des Landes.
|
1850
|
Die
sogenannten Siccardi-Gesetze schränken die Machtausübung des
Klerus empfindlich ein. Graf Cavour wird Agrarminister im Kabinett von
Ministerpräsident Massimo d'Azeglio.
|
1853
|
Aufgrund
von Getreidepreisspekulationen stürmt eine aufgebrachte Volksmenge
Palazzo Cavour.
|
1854
|
Einweihung
der Bahnlinie Turin - Genua.
|
1857
|
Die
Reste der von Napoleon geschliffenen Zitadelle werden eingeebnet und
zur Bebauung freigegeben. Nur das Torhaus, in dem 1893 das
Artilleriemuseum untergebracht werden wird, bleibt erhalten.
|
1861
|
Am 27.
Januar finden die ersten Wahlen im Reiche statt, bei denen die
gemäßigte Rechte mit 350 von 443 Abgeordnetensitzen
überlegen gewinnt. Am 18 Februar versammelt sich das erste
italienische Parlament im Palazzo Carignano zu seiner konstituierenden
Sitzung, und proklamiert am 14. März des Jahres Viktor Emanuel II.
einstimmig zum Italienischen König. Damit ist die Einigung
Italiens zwar in seinen Grundzügen vollzogen, bis Regierung und
Parlament aber in die designierte Hauptstadt nach Rom verlegt werden
können, wird noch ein Jahrzehnt bis zur Auflösung des
Kirchestaates vergehen.
|
1862
|
Von
der israelitischen Gemeinde Turins wird bei dem Architekten Alessandro
Antonelli der Bau einer neuen Synagoge in Auftrag gegeben. Nachdem der
Neubau bereits weit vorgeschritten ist, werden die Arbeiten allerdings
von der Bauaufsichtsbehörde gestoppt, weil Zweifel an der
statischen Zuverlässigkeit des gewaltigen Kuppelprojekts
entstanden sind. Erst nach langen Polemiken und Neuentwürfen
für die Kuppel kann der Bau des Gebäudes, das inzwischen
seine ursprüngliche Zweckbestimmung verloren hat und Mole
Antonelliana genannt wird, 1878 mit weiteren Unterbrechungen
fortgesetzt werden. Bei seiner Fertigstellung im Jahre 1889 wird die
Mole mit ihren 167 m
das höchste gemauerte Gebäude der Welt sein, und in seiner
Spektakularität nur von dem im gleichen Jahr fertig gestellten
Pariser Eifelturm übertroffen werden.
|
1864
|
Im
September unterschreibt Minister Marco Minghetti einen Vertrag mit
Frankreich, der die Verlegung der italienischen Hauptstadt nach Florenz
vorsieht. Daraufhin kommt es unter der Turiner Bevölkerung zu
tumultartigen Ausschreitungen, die von der Armee unter Führung von
General Lamarmora gewaltsam niedergeschlagen werden. Nachdem die Ruhe
wieder hergestellt ist, werden in der Stadt 50 Tote und 130 Verletzte
gezählt. In den folgenden Jahren verlassen 20-30 Tausend Einwohner
die Stadt.
|
1871
|
Nachdem
- nach
mehreren Versuchen Garibaldis in den 60er Jahren - im September 1870 Rom endlich von königlichen Truppen besetzt
werden kann, beschießt ein Plebiszit die Eingliederung Roms in
das italienische Königreich und Viktor Emanuel II. kann als
König von Italien feierlich in seine Residenz auf dem Quirinale
einziehen. Papst Pius IX. wird zwar die päpstliche
Unabhängigkeit garantiert, die dieser aber zurückweist, womit
ihm nur noch seine Hoheit über den zu extraterritorialem Gebiet
erklärten Vatikan bleibt.
Mit
der Eröffnung des Frejus-Tunnels ist Turin als erste italienische
Stadt an ein transalpines Eisenbahnnetz angeschlossen.
|
1884
|
Aus
Anlass der nationalen Universalausstellung wird unter Leitung von
Alfredo D'Andrate im Valentino-Park am Po-Ufer die mittelalterliche
Burg und der dazugehörige Stadtflecken (Borgo Medievale)
errichtet. Als Nachbau piemontesischer Stadt- und
Gebäudeambientationen (Geschlechterturm aus Alba, Pineroleser
Haus, Aviglianer Stadttor, Burg von Fenis) soll der historisch
rekonstruierte Komplex einen Eindruck von der Atmosphäre und
Lebensweise einer piemontesischen Ortschaft des 15. Jahrhunderts
vermitteln.
|
1889
|
Fertigstellung
der Mole Antonelliana (siehe 1862). An der Kreuzung Corso Vittorio
Emanuele II. wird das dem ersten italienischen König gewidmete
Denkmal eingeweiht. Am Corso Massimo D'Azeglio entstehen gegenüber
vom Valentino-Park neue Universitätsgebäude.
|
1892
|
Fertigstellung
der via Pietro Micca von der
Piazza Castello bis zur Piazza
Solferino. Damit ist das rechtwinkelige
Straßennetz der römischen Altstadt erstmals durch eine
Diagonale aufgebrochen. Aber auch mit dem durch die Industrialisierung
einsetzenden raschen Wachstum der Stadt wird das einheitliche
architektonische Erscheinungsbild der Stadt zunehmend
beeinträchtigt.
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1896
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In
einem Saal des ehemaligen Spitals der Carità wird der erste
Kinovorführraum eröffnet. Michele Lanza baut seine erstes
Automobil mit Benzinantrieb.
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1899
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Gründung
der FIAT-Werke (Italienische Automobil-Fabrik Turin)
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1900
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Gründung
der ersten Volkshochschule Italiens.
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1904
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Mit
einem Dokumentarfilm über das Autorennen Susa-Moncenis beginnt die
Turiner Filmindustrie mit ihrer Produktion, die im nachfolgenden
Jahrzehnt eine wahre Blühte erleben soll. Eines der hervor stechendsten Beispiele dieser
äußerst fruchtbaren Zeit ist wohl Giovanni Pastores Film
"Cabiria" von 1914.
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1917-24
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Bau
des FIAT-Werks "Lingotto" mit seiner berühmten Probestrecke auf
dem Dach. Nach Einstellung des Automobilproduktion in diesem Werk 1982
wird es seit Ende der 80er Jahre des 20. Jh. zum Ausstellungs- und
Shoppingcenter umgebaut.
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1931-37
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Umbau
der Via Roma durch Marcello Piacentini, südlich von Piazza San
Carlo im"modernen" (faschistischen) Stil, nördlich des Platzes in
neobarockem Stil.
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1948
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Errichtung
des Teatro Nuovo und der Ausstellungshallen "Torino Esposizioni".
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1961
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Das
100 jährige Jubiläum des italienischen Einheitsstaats wird
mit der großartigen Expo "Italia '61" begangen, zu der die
architektonisch bahnbrechenden Ausstellungshallen "Palazzo del Lavoro"
und "Palazzo Vela" errichtet werden.
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2006
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Bau
und Umbau zahlreicher Sportstätten und
öffentlicher Gebäude aus Anlass der XX. Olympischen
Winterspiele.
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