Con il patrocinio dell'Università di Bologna

Deutscher Akademischer Austauschdienst

 

X. DAAD-Lektorentagung
Bologna 24.09 – 27.09.2009

 
 

Dipartimento di Lingue e Letterature straniere moderne - Università di Bologna

Centro Interfacoltà di Linguistica teorica e applicata "L. Heilmann"

Istituto di Cultura Germanica - Goethe-Zentrum Bologna - Lehrauftrag des Goethe-Instituts München

Goethe-Institut Italien

 

 

Welche Uni braucht das Land?

Reformen und Perspektiven in Bildung, Hochschule und Studium der deutschen Sprache

Zehn Jahre sind vergangen, seit sich in Bologna bedeutende Vertreter der europäischen Bildungspolitik trafen, um die so genannte Bologna-Deklaration, die wohl einschneidendste bildungspolitische Reform der letzten Jahrzehnte zu unterzeichnen. Bis zum Jahr 2010 sollte ein gemeinsamer europäischer Hochschulraum entstehen. Man sprach von vergleichbaren Abschlüssen und Leistungspunkten, von einem zweistufigen System von Studienabschlüssen (Bachelor/Master) mit einer stärkeren Ausrichtung auf die Anforderungen der Berufswelt und von einer neuen Mobilität der Studenten. Wissen, so bestätigte man sich gegenseitig, dürfe nun keine Landesgrenzen mehr kennen, denn die Internationalisierung in Politik und Wirtschaft sollte zum Motor für die Entwicklung und Modernisierung des Hochschulwesens werden.

Wie alle tiefgreifenden Veränderungen stieß diese Bildungs- und Hochschulreform nicht nur auf uneingeschränkten Beifall, sondern auch auf erbitterte Kritik. Stellte sie doch dem traditionellen universitären Bildungsideal, das theoretisches Denken und wissenschaftliches Erkennen gerade durch sein Abgehobensein vom Praxisbezug definiert, ein ganz klar berufsbezogenes Ausbildungskonzept entgegen, das vor allem in den geisteswissenschaftlichen Fakultäten bisher ungeahnte Probleme schaffte. Denn Disziplinen wie etwa die traditionell fremdsprachlichen Studiengänge auf den Beruf und Arbeitsmarkt auszurichten, bedeutete auch, grundlegende Veränderungen in den Curricula vorzunehmen und neue Konzepte zu entwickeln, die dem bislang üblichen philologisch-historisch orientierten Denken enge Grenzen setzte. Zur Wehr setzten sich daher viele derjenigen, die ihr wissenschaftliches Arbeiten über diese methodischen Ansätze definierten und das universitäre Erkenntnisinteresse nicht durch die Anforderungen praxisbezogener Wirtschaftlichkeit beeinträchtigt sehen wollten. Auch heute, zehn Jahre nach der Unterzeichnung der Bologna-Deklaration, ist die Diskussion nicht beendet. Denn, gemessen an den ursprünglichen Zielen – so die Stimmen vieler Kritiker –, ist der Bologna-Prozess bereits jetzt reformbedürftig: Die angestrebte Mobilität der Studierenden sinkt stetig, die Abbrecherquote ist in vielen Studiengängen sogar gestiegen und der berufs- und ausbildungsbezogene Bachelor führt keineswegs zu mehr Chancen auf dem Arbeitsmarkt.

Weitere Fragen und Themen, die uns auf der Lektorentagung 2009 in Bologna beschäftigen sollen sind: Welche Bildungsziele liegen den Reformprozessen zugrunde? Worin besteht das Spannungsverhältnis zwischen den traditionell ausgerichteten Philologien und den neuen berufsqualifizierenden Studiengängen? Wie können die allgemeinen sprachenpolitischen Tendenzen mit diesen Reformbestrebungen einhergehen? Wie wirken sich die Reformen auf das Studium der deutschen Sprache aus?

Vertreter aus dem Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Politik werden eingeladen, um die einzelnen Fragestellungen aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten.

Darüber hinaus sollen Workshops angeboten werden, in denen wir die beschriebenen Veränderungen an den italienischen Universitäten vor dem Hintergrund unserer konkreten Unterrichtserfahrung untersuchen. Dabei soll die didaktische Reflexion bewusst in das Spannungsfeld zwischen Bildung und Ausbildung gestellt und gefragt werden, was vom Alten geblieben ist und was sich geändert hat. Gibt es den traditionellen Landeskundeunterricht noch? Werden im Unterricht überhaupt noch literarische Texte eingesetzt? Welchen Stellenwert nimmt heute das intensive Lesen von Texten ein, das im Rahmen des philologisch ausgerichteten Studiums als zentrale Fertigkeit galt? Welche Rolle spielt das Übersetzen von Texten? Findet sich die berufsbezogene Orientierung in den Sprachkursen wieder, eventuell durch Kurse zum Wirtschaftsdeutsch oder durch fächerübergreifende Kurse mit anderen Studiengängen? Wie hilfreich ist die straffe Strukturierung und Standardisierung des Lehrplans durch den Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen? Welche Auswirkung hat die Aufwertung der Linguistik für den Sprachunterricht? Wie wird der Sprachunterricht den neuen kommunikativen und interkulturellen Anforderungen einer immer stärker zusammenwachsenden Welt gerecht?

Kollegen und Kolleginnen, die an diesen und ähnlichen Fragen, mit interessanten Workshopthemen oder eigenen Unterrichtskonzepten teilnehmen möchten, sind herzlich eingeladen, diese im Rahmen unserer Tagung vorzustellen. Bitte sendet uns eure Vorschläge und ein kurzes Abstract bis zum 30. Juni an peter.schmitz@unibo.it.

Unsere Kollegin Barbara Hans-Bianchi hat uns auf ein schönes Projekt auf der Website der Universität L'Aquila aufmerksam gemacht. Dort werden von einer Gruppe von ricercatori neue Ideen für den Wiederaufbau der Stadt L`Aquila lanciert und gesammelt. In der rechten Navigations­spalte befindet sich der Button

Idee per L'Aquila,

der zu folgendem programmatischen Aufruf führt:

La visione che abbiamo in mente è quella di costruire una città del futuro a partire dalla città che vi era.

 

Panorama Bolognese Torre Prendiparte -  http://www.prendiparte.it/

Letzte Änderung an dieser Seite:   16. Sept. 2009

Das Archiginnasio in Bologna
Die Geschlechtertürme - das Wahrzeichen der Stadt